In meinem Blogbeitrag über den Hormonchip beim Vizsla habe ich bereits angekündigt, dass ich mich für eine dauerhafte Kastration entschlossen habe. Nachdem diese nun durchgeführt wurde, möchte ich Euch von meinen Erfahrungen berichten.
Gründe für die Kastration
Ob man seinen Vizsla-Rüden kastrieren lässt oder nicht und ob man sich für eine chemische oder chirurgische Kastration entscheidet, sollte individuell abgewogen werden. Welche Gründe für mich wichtig waren und wie sich Bayards Verhalten durch den Hormonchip verändert hat, könnt Ihr in meinem entsprechenden Blogbeitrag im Detail nachlesen.
Hormonchip oder dauerhafte Kastration?
Der Hormonchip, auch chemische Kastration genannt, macht den Rüden für sechs oder zwölf Monate unfruchtbar. Da die Hormonkonzentration im Laufe der Zeit nachlässt, muss der Chip regelmäßig neu gesetzt werden. Es kommt daher immer zu einer Hormonschwankung: Ist der Chip frisch gesetzt, dauert es ein paar Wochen, bis die volle Dosis im Körper eingelagert ist. Nach knapp sechs bzw. zwölf Monaten merkt man dann auch, dass die Konzentration langsam nachlässt. Bayard hat beispielsweise wieder angefangen, zu markieren. Für mich ein deutliches Zeichen, dass der Hormonchip langsam an Wirkung verloren hatte.
Nicht nur, dass ich meinem Hund diese „Achterbahn der Hormone“ nicht regelmäßig zumuten wollte, gibt es hier natürlich auch einen finanziellen Faktor, der eine Rolle spielt: Der Hormonchip kostet – je nach Wirkdauer – jedes Mal zwischen 120 und 200 Euro. Eine Kastration ist mit einmalig etwa 250 bis 400 Euro deutlich günstiger.
Versteht mich nicht falsch: Das Finanzielle war für mich nicht ausschlaggebend. Und doch gehört es für mich dazu, alle Punkte – und somit auch diesen – in meine individuelle Entscheidung mit einzubeziehen.
Viel wichtiger war mir zum Beispiel, dass Bayard nicht gerne zum Tierarzt geht und immer total gestresst ist. Der Hormonchip hätte bedeutet, alle paar Monate dort hinzufahren. Allein das wollte ich ihm ersparen!
Vor der Kastration
Wie auch bei einer menschlichen Operation musste Bayard vor dem Eingriff nüchtern bleiben. Das heißt, er hat abends das letzte Mal gefressen und durfte morgens, etwa zwei Stunden vor dem Termin, das letzte Mal etwas trinken.
Uns wurde dazu geraten, etwa 24 Stunden vor dem Eingriff extreme körperliche Aktivität zu vermeiden, um den Organismus nicht zusätzlich zu stressen. Zwar ist Bayard ein gesunder, junger Rüde, aber ich habe den Rat gerne befolgt, indem ich einfach normale Spaziergänge an der Schleppleine unternommen habe, bei denen er viel Schnuppern aber eben nicht extrem rennen oder toben durfte.
Am Tag der Operation habe ich Bayard morgens zum Tierarzt gebracht. Zunächst erfolgte eine allgemeine Untersuchung und eine Blutabnahme mit großem Blutbild. Letzteres ist offenbar nicht verpflichtend, aber da ich sein Blut noch nie haben untersuchen lassen, wollte ich hier einfach mal schauen, was das Ergebnis sagt.
Nachdem die Ergebnisse unauffällig waren, bekam Bayard dann eine kleine Beruhigungsspritze und dann die Narkose. Wir hatten noch Zeit, in einen ruhigeren, abgedunkelten Nebenraum zu gehen, wo Bayard dann langsam eingeschlafen ist. Ich denke, es hat etwa 15 Minuten gedauert, bis er wirklich geschlafen hat.
Ab diesem Zeitpunkt habe ich ihn dann in die Obhut des Praxispersonals übergeben. Aufgrund der damaligen Corona-Situation durfte ich leider nicht dort warten, sondern konnte nach Hause fahren und wurde angerufen, als Bayard fertig war.
Die Stunden danach
Ich hatte der Tierärztin am Morgen einen weichen Kragen gegeben, den Bayard anstatt des Plastiktrichters tragen sollte. Seit seiner Rutenverletzung kennt er den zwar sehr gut, er ist aber unbequem beim Schlafen und ich wollte ihm nach der Operation einfach den größtmöglichen Komfort bieten.
Für mich war es sehr schwer, Bayard so angeschlagen zu sehen: Er war absolut wackelig auf den Beinen und wirkte sogar ein wenig apathisch. Zusätzlich waren seine Augen komplett verklebt und tränig. Das sei ganz normal versicherte man mir und der Zustand würde sich innerhalb der nächsten Stunden verbessern.
Den Kofferraum meines Autos hatte ich komplett mit seinem Hundebett und weichen Decken ausgestattet. Zuhause angekommen, habe ich ihn dann ins Körbchen geführt, wo er sofort wieder eingeschlafen ist. Der Zustand des „Immer-wieder-wegdösens“ hat etwa 2 Stunden gedauert. Danach ist Bayard das erste Mal aufgestanden und ein paar Schritte gelaufen.
In direkter Nähe zu seinem Körbchen hatte ich Wasser und etwas zu Fressen platziert. Natürlich gab es nach dem Eingriff einen besonderen Leckerbissen für Bayard, von dem ich sicher war, dass er ihn sicher fressen würde. Und so war es auch: Nach etwa drei Stunden nahm Bayard dann seine erste Mahlzeit zu sich und trank etwas. Für mich eine große Beruhigung, dass es ihm wohl wirklich gut zu gehen schien.
Den Tag nach der OP war Aktivität natürlich tabu. Wir waren drei oder vier Mal draußen im Garten, damit er sein Geschäft erledigen konnte. Ansonsten lief an diesem Tag nur eins: Ruhe, Ruhe, Ruhe.
Medikation
In der Tierarztpraxis war Bayard mit Schmerzmitteln versorgt worden. Am Abend sollte er dann eine weitere Dosis Schmerzmittel bekommen. Er bekam Metacam, das ich in Abhängigkeit zu seinem Gewicht in einer Spritze aufziehen und ihm ins Maul geben musste. Natürlich gab es danach immer ein Leckerli, wenn er die gelbich-weiße Paste brav geschluckt hatte.
Dieses Schmerzmittel musste alle 24 Stunden verabreicht werden und das für vier Tage. Dass eine weitere Eingabe nicht nötig wäre, bestätigte die Tierärztin bei einer Nachuntersuchung, bei der Bayard auch nochmal Antibiotika bekam, um einer Entzündung vorzubeugen.
Ich hatte während der gesamten Phase der Heilung nicht einmal das Gefühl, dass Bayard Schmerzen hatte. Im Gegenteil: Am nächsten Morgen, als wir mit der Schleppleine unterwegs waren, sah man ihm fast nicht an, dass er überhaupt operiert worden war. Er sprang munter herum und ich musste ihn bewusst ins „Fuß“ nehmen, damit er die Nähte durch seine schnellen Bewegungen nicht dehnt.
Wundheilung
Bayards Wunde bestand aus zwei kleinen präskrotalen Schnitten, die jeweils mit einer Naht versehen worden waren. Nach der Kastration hatte die Tierärztin die Wunde großflächig mit Silberspray eingesprüht. Dieses wird zur Unterstützung der Wundheilung gegeben und verhindert eine Verschmutzung der Wunde.
Natürlich musste ich darauf achten, dass Bayard sich nicht leckt, was durch den Trichter aber erfolgreich verhindert wurde. Bei der Nachkontrolle am vierten Tag nach der OP prüfte die Tierärztin die Naht und bestätigte, dass diese sehr gut aussähe.
Die Fäden, die sie benutzt hatte, waren selbstauflösend und würden etwa am zehnten bis 14. Tag von selbst herausfallen. Falls nicht, könnte man einfach mit einer Pinzette nachhelfen.
Natürlich gehörte ich, als jemand, der kein Blut sehen kann, zu den glücklichen Hundebesitzern, die selbst Hand anlegen und die Fäden ziehen mussten. Wobei „ziehen“ hier nicht richtig ist. Nachdem ich die Wunde und eine kleine Nagelschere großflächig desinfiziert hatte, reichten zwei kleine Schnitte und ein ganz leichtes Ziehen am Faden, bis sich beide komplett lösten.
Da sich an der einen Nahtstelle ein minimaler, roter Rand gebildet hatte, griff ich hier wieder auf mein altbewährtes Wundermittel, Manuka-Honig, zurück, der uns schon bei Bayards Rutenverletzung vor einer Amputation bewahrt hatte.
Den Trichter trug Bayard etwa 10 Tage. Und danach noch einmal an Tag 14, damit er sich den Manuka-Honig nicht weglecken konnte. Die minimale Entzündung war nach einem Tag mit dieser Honigbehandlung übrigens komplett verschwunden.
Zusammenfassung: Kastration beim Vizsla
Ich finde, Bayard hat den gesamten Eingriff unglaublich gut und vor allem schnell weggesteckt. Die ersten Tage nach der OP musste ich ihn nahezu bremsen, damit er nicht zu sehr tobt und läuft. Die Schleppleine war während dieser Zeit unser bester Freund und hat uns sehr gute Dienste erwiesen.
Wenn wir anderen Hunden begegneten, habe ich immer gesagt, dass Bayard frisch operiert ist, so dass die Halter entsprechend reagieren und ihre Hunde frühzeitig ranholen konnten.
Ich denke, dass die Heilung insgesamt so unkompliziert verlaufen ist, hängt mit einigen Faktoren zusammen: Bayard ist jung und gesund, der Eingriff war insgesamt minimal invasiv und ich habe penibel darauf geachtet, dass er sich die Wunde nicht leckt oder sie sonst irgendwie verunreinigt wird.
Nichtsdestoweniger ist und bleibt eine Kastration ein operativer Eingriff und eine Vollnarkose ist für den Körper immer belastend. Ich persönlich bin jedoch froh, mich für die Kastration entschieden zu haben und noch mehr, dass Bayard die OP so gut weggesteckt hat.
Sind Eure Vizslas kastriert? Und käme eine Kastration für Euch überhaupt in Frage?
0 Kommentare