Mittlerweile bekomme ich von Euch regelmäßig Nachrichten über meinen Blog oder meinen Instagram-Account. Und zwei der am häufigsten gestellten Fragen sind, ob der Vizsla gut alleine bleiben kann und wie wir das Alleinebleiben trainiert haben. Beides möchte ich im folgenden Blogbeitrag beantworten.
Der Vizsla kann wegen seiner Anhänglichkeit nicht alleine bleiben?
Besonders bei angehenden oder neuen Vischel-Besitzern scheint Verunsicherung darüber zu herrschen, ob und wie lange die Hunde alleine bleiben können. Dabei ist es wohl nicht nur eine generelle Frage, inwiefern ein Welpe Zeit alleine verbringen kann, sondern die Verwirrung hat offenbar mit dem Verständnis der Rasse Magyar Vizsla als solches zu tun. Doch wieso eigentlich?
In vielen Charakterbeschreibungen werden unsere Vischels als besonders menschenbezogen, anhänglich und nähebedürftig vorgestellt. Im englischen Sprachraum hat sich hierfür sogar der Begriff „velcro dog“ etabliert. Das legt die Vermutung nahe, dass Vizslas aufgrund ihres Wesens Probleme damit hätten, von ihrem Menschen getrennt zu sein. Ich kann bestätigen, dass all die oben genannten Eigenschaften auf den Vizsla zutreffen und ich das Gefühl habe, dass Bayard immer dann am glücklichsten ist, wenn er überall dabei sein darf. Nichtsdestoweniger bedeuten Anhänglichkeit und Nähebedürfnis nicht, dass der Vizsla – im Gegensatz zu anderen Rassen – größere Probleme damit hätte, alleine zu bleiben. Doch, und hier kommt die berühmte Einschränkung, ist den Hunden diese Fähigkeit nicht „angeboren“, sondern muss kontinuierlich und von Beginn an trainiert werden.
Das Alleinebleiben muss beim Vizsla trainiert werden
Ob ein Hund alleine bleiben kann oder nicht, ist keine Frage der Rasse. Sondern hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab. So hat ein müder, ausgelasteter Hund nach einem langen Spaziergang sicher weniger Probleme, für ein paar Stunden alleine in seinem Körbchen zu schlafen als einer, der gerade ein dringendes Bedürfnis hat. Und natürlich spielen auch die Umgebung und Geräuschkulisse eine Rolle. Es gibt viele Hunde, die in unbekannten Situationen schlechter zur Ruhe kommen und beispielsweise alleine im Hotelzimmer herzzerreißend weinen, während sie im eigenen Zuhause nie Probleme mit dem Alleinsein haben.
Daher gilt: Das Alleinesein muss trainiert werden – und das am besten sowohl in vertrauter als auch unbekannter Umgebung! Doch wie gelingt es, das Alleinesein beim Vizsla zu üben?
So trainiert Ihr beim Vizsla das Alleinebleiben
Nachdem sich Bayard ein paar Tage eingewöhnt hatte, haben wir ja bereits mit dem Boxentraining angefangen. Den Erfahrungsbericht dazu findet Ihr hier. Dabei sollte der kleine Vizsla vor allem lernen, dass er in der Box zur Ruhe kommen und schlafen kann, weil dort keinerlei Action oder sonstige Ablenkung auf ihn wartet.
Dadurch haben wir die Box automatisch als seinen Ruheplatz etabliert, was auch beim Training für das Alleinebleiben extrem hilfreich war. Denn sobald er die Box akzeptiert hatte und nicht mehr jammerte, sobald er dort hineingeschickt wurde, dauerte es meistens keine halbe Minute, bis er sich hinlegte und schlief. Somit war es dann ein Leichtes, das Haus zu verlassen und wiederzukommen, da Bayard ohnehin im Reich der Träume verweilte.
Am Anfang bin ich natürlich nur minutenweise aus dem Haus gegangen, um beispielsweise den Müll nach draußen zu bringen. Nachdem ich merkte, dass er meine Abwesenheit meistens nicht einmal bemerkte, habe ich die Intervalle langsam ausgeweitet und war dann zuerst 15, dann 30 und nach einigen Tagen sogar eine komplette Stunde zum Einkaufen unterwegs.
Ich weiß noch, wie aufgeregt ich durch den Supermarkt gehetzt bin, nur um dann zu Hause einen noch immer tief schlafenden Welpen vorzufinden.
Selbstverständlich wurde Bayard nur dann in die Box geschickt, wenn er getrunken, gefressen und sich kurz vorher gelöst bzw. draußen getobt hatte. So war der kleine Hund ausgelastet und zufrieden und musste gar nicht erst jammern, sondern konnte „beruhigt“ schlafen.
Ein weiterer Vorteil der Box ist auch, dass der Welpe natürlicherweise nicht „seine Höhle“ beschmutzen will und meistens klangvoll Bescheid gibt, wenn er mal muss. So hat das Schlafen in der Box ebenfalls dabei geholfen, nachts wachzuwerden, wenn er sich meldete und nach draußen musste. Und ich konnte dadurch relativ gut die Zeit abschätzen, die Bayards Darm und Blase aushalten, um das Alleinesein auch daran anzupassen.
Alleinebleiben ohne Boxentraining
Natürlich kann man mit dem Vizsla auch ohne Box das Alleinebleiben üben. Das Boxentraining erleichtert es aus den oben genannten Gründen aber enorm.
Ohne Box würdet Ihr den Welpen bestenfalls auf seine Decke schicken und das Haus dann zunächst für wenige Minuten verlassen. Sobald Ihr wiederkommt und Euer Vischel ruhig auf seiner Decke liegt, kann man dies belohnen.
Von dieser Methode halte ich persönlich nicht so viel, da sie dem Weggehen und Wiederkommen zu viel Aufmerksamkeit schenkt. Da Vizslas ohnehin sehr reizsensibel sind, kann ein solches Belohnungsverhalten auch dazu führen, dass der Hund unruhig darauf lauert, bei Eurer Rückkehr belohnt zu werden. Und weil die Ungeduld beim Vizsla häufig durch Jaulen oder andere Geräusche unterstützt wird (Ja, Vischels sind was das angeht sehr lautstarke Drama-Queens), „züchtet“ man sich so im Zweifel einen Hund heran, der genau eines nicht kann: Ruhig, entspannt und vor allem leise alleine zu bleiben.
Fazit: Alleinebleiben beim Vizsla
Mit entsprechendem Training kann der Vizsla nicht weniger gut oder schlecht alleine bleiben wie andere Hunderassen. Ein gut aufgebautes Boxentraining unterstützt Euch dabei, das Alleinesein mit Eurem Welpen zu üben. Zusätzliche Belohnungen sind aus meiner Sicht nicht erforderlich oder können mitunter kontraproduktiv sein, da Vizslas ihre Ungeduld häufig klangvoll zum Ausdruck bringen und wir uns ja keinen Hund wünschen, der während unserer Abwesenheit jault, weil er auf ein Leckerli wartet.
Wie habt Ihr das Alleinebleiben trainiert? Und wie lange können Eure Vizslas alleine sein? Ich würde mich über Eure Kommentare und Erfahrungsberichte freuen!
Guten Abend und Glückwunsch zu Deiner Seite!
Nun, auch wir sind Besitzer oder Rudelführer eines Magyar Viszla’s, welcher sich nun in der 16ten Woche seines Lebens befindet und bester Gesundheit erfreut. Da wir Zwei Uniformträger sind und es nach aufbrauchen von allen Überstunden und Urlaubstagen unweigerlich dazu kommen wird, dass „Hektor“ auch einmal einige wenige Stunde allein daheim verbringen muss, haben wir ebenfalls früh damit begonnen ihn zu konditionieren. Wie ich von einigen anderen Viszlahaltern erfahren habe, ist die Gewöhnung an die Box unproblematisch und das war auch bei unserem Hektor so, nur wenn wir das Haus verließen, wurde ER extrem unentspannt, weshalb kurzum die Box weggelassen wurde. Dieser Vertrauensschritt, begleitet mit einer Indoorüberwachungskamera, war ziemlich groß, da wir große Angst um unser Mobiliar hatten. Schlussendlich nach kleinen und steigernden Schritten des Alleinseins sind wir jetzt bei guten 3 Stunden, die Hektor meist schlafend, direkt hinter der Haustür verbringt. Und ja, nur Sonnenschein war nicht, denn offensichtlich hat ER bis jetzt zweimal natürlich unbeobachtet, Langeweile gehabt und die verputzte Kaminwand angeknabbert! Nun, dass wir nicht ganz ungeschoren davon kommen würden war uns aber irgendwie klar! Jetzt kommen Edelstahlleisten darüber und wir warten was als Nächstes auf uns zukommt.
Hallo Marcus,
danke für Deinen Kommentar. Ich musste schmunzeln, als ich Deine Zeilen gelesen habe. Es klingt so, als hättet Ihr ein gesundes Maß an Besonnenheit, Humor und Geduld, um die anspruchsvolle Welpenzeit zu meistern. Auch bei uns sind dem kleinen Vizsla-Monster und seinen Zähnen so einige Dinge zum Opfer gefallen. Bietet Ihr denn Dinge an, auf denen der Kleine kauen kann? Die Welpen „begreifen“ ihre Welt eben mit den Zähnen und man kann ihre Energie ja auch in positive Bahnen lenken. Bayard liebte Kaffeeholz (splittert nicht), das es in Tiermärkten gibt. Und ein großer Pappkarton hat ihm auch immer viel Freude bereitet. Ja, man musste die zerfetzte Pappe anschließend wegräumen, aber er war lange beschäftigt und die Einrichtung blieb heile 🙂
Eich weiterhin alles Gute!
Liebe Grüße,
Christina & Bayard
Hey Christina! Tatsächlich komme ich heute erst dazu, Dein Kommentar zu Hektor‘s Konditionierung zu lesen! Ja, diverse Kautiere, natürlich ohne Quitschsound und Kaffeeholz sind im Repertoire! Auch hat er Scheite vom Dekokaminholz für sich entdeckt, was nur alles andere als Schlimm ist und wir durchaus begrüßen! Der Vorschlag zum Pappkarton ist ein guter Vorschlag, wo Hektor doch sehr gern 🥚 kartons zerstört! Momentan arbeiten wir gemeinsam ziemlich extrem an der Leinenführigkeit, die ER mal phantastisch findet und als 1-Schüler vorführt, aber eben auch so manches mal völlig ignoriert! 🤷♂️ Fakt ist, dass Hektor voller Überraschungen steckt und uns stets auf dem Laufenden bzw. am Laufen hält! Ja, Viszla‘s sind keine Labradore, aber genau das ist auch gut so! ☝️
Lieber Marcus,
die Erfahrung habe ich auch gemacht. Gerade die Leinenführigkeit ist auch bei uns manchmal noch eine Baustelle, je nachdem wie aufgeregt Bayard ist. Oft liegt es aber auch an mir und meiner Nervosität und Anspannung. Mittlerweile versuche ich, nur noch in einer ruhigen Energie mit Bayard rauszugehen und mich z.B. auch durch bewusstes Atmen „vorzubereiten“. Viel Ruhe hilft bei Vizslas in so ziemlich jeder Lebenslage weiter 😉
Viele liebe Grüße,
Christina
Hallo,
Und vielen Dank für ihren Bericht.
Wir überlegen aktuell schon sehr lange ob wir uns einen Viszla zulegen. Und wie auch in ihrem Bericht sind wir bisher immer davon ausgegangen das diese Hunde, in die wir uns unsterblich verliebt haben, eher schlechter als alle anderen Hunde mit dem allein sein klar kommen und wir aus dem Grund bisher immer gesagt haben das wir das unserem Hund nicht antun wollen.
Wir sind eine 4 köpfige Familie, eine 3 jährige und eine 9 jähre Tochter haben wir.
Ich arbeite aktuell im 3 Schicht System bei dem ich maximal 3 Tage am Stück in der Woche in Frühschicht arbeiten muss, meine Frau arbeitet meist von 8-13 Uhr, hier sind wir bereits am klären ob eine gewisse Zeit für sie in Homeoffice möglich wäre.
Wir hoffen so sehr das dies möglich ist, denn sonst wird es nichts mit einem neuen Familien Mitglied.
Hallo Christian,
danke für Deinen Kommentar! Ich finde es toll, dass Ihr Euch offenbar viele Gedanken macht, ob ein Vizsla wirklich zu Euch und Eurem Leben passt. Leider gibt es immer mehr Menschen, die sich zwar in das Aussehen dieser Rasse verlieben, dann im Alltag aber merken, dass sie dem Hund und seinem Bedürfnis nach Auslastung (körperlich und gesitig) einfach nicht gerecht werden können. Wichtig ist daher aus meiner Sicht, sich zu fragen, ob man ausreichend Zeit hat, um dem Vizsla genau das zu bieten. Denn dann klappt auch das Alleinebleiben meist ohne Probleme.
Ich drücke die Daumen, dass Ihr die richtige Entscheidung trefft!
Viele Grüße,
Christina
Liebe Christina, nun ist unser Vizsla Rüde bereits 7 Monate alt und zuhause ist er sehr gelehrig und hört aufs Wort. Sobald wir aber das Haus verlassen, ist er ein völlig anderer. Er zieht an der Leine und ignoriert jeden Augenkontakt. Das Training Leinenführigkeit ist so gut wie nicht möglich. Selbst mit dem Klicker, auf den er eigentlich sehr gut reagiert, ist er nach kurzer Zeit wieder durch die Außenwelt abgelenkt. An der Leine ist es stellenweise ein Spiessrutenlauf.
Was das Alleinsein angeht, so ist es noch schlimmer. Da wir abwechselnd home office machen, war er bisher noch nie so richtig alleine und ist in der Hinsicht verwöhnt. Und wenn, dann war mein Vater da, um auf ihn aufzupassen. Er fängt schon an zu heulen und bellen, wenn wir ihn kurz alleine lassen und ins erste Stockwerk gehen. Oder wenn wir uns nur kurz vom Auto entfernen und er drin sitzt. Er gerät richtig in Panik und sabbert. Wenn wir bei anderen zu Besuch sind, muss er immer ganz nah bei uns sein, auch beim Essen. Ich befürchte, dass es eine Mischung aus Trennungsangst und Kontrolle sein könnte. Denn er lässt uns auch zuhause nicht aus den Augen und läuft uns überall hinterher. Es wird und wird nicht besser trotzdem wir immer wieder üben und ich habe die Sorge, dass er nicht alleine bleiben kann. Das quält uns, da wir ihn nicht immer mitnehmen wollen zb ins Restaurant. Hast Du eine Idee, was wir noch tun können? Er ist von seinem Wesen eh schon sehr unruhig und aufgeregt.
Viele Grüße Doro
Hallo Doro,
ich danke Dir für Deine Nachricht. Letztlich bin natürlich auch ich keine Trainerin und ein solches „Problem“ lässt sich schwer nur über eine Schilderung erfassen, da so viele kleine Stellschrauben dazu beitragen, wie ein Hund sich verhält. Es liest sich alleridngs so, als wäret Ihr in einem ziemlichen Teufelskreis gefangen. Denn was passiert, wenn Euer Hund jault und bellt? Kommt Ihr dann wieder zurück in den Raum? Denn dann lernt der Hund ja nur eins: Oh super, wenn ich nur lang oder laut genug belle und jaule, kommen meine Menschen zurück! Ich würde sehr konsequent mit einem Ruheort wie der Box oder einer Decke arbeiten und sehr kleinschrittig vorgehen: Den Hund ablegen, kurz um die Ecke gehen, wenn der Hund auf der Decke bleibt, belohnen. Die Intervalle ausweiten und ruhig korrigieren. Nicht auf Jaulen und Bellen reagieren. Und im zweifel eben auch mal Jaulen lassen. Bayard hat das manchmal 30 Minuten „durchgehalten“, da muss man als liebende Hundemama manchmal stark sein – und bleiben!
Ansonsten empfehle ich, mit einem Trainer zusammenzuarbeiten, der mal schaut, wieso Euer Hund bei Trennung so viel Stress empfindet.
Ich wünsche Euch viel Erfolg und alles Liebe.
Viele Grüße,
Christina