Du spielst mit dem Gedanken, Dir einen Magyar Vizsla anzuschaffen? Und weißt noch nicht, ob die Rasse die richtige für Dich ist? In meinem heutigen Blogbeitrag habe ich die aus meiner Sicht sieben wichtigsten Eigenschaften zusammengefasst, die der perfekte Vizsla-Besitzer mitbringen sollte. Schau doch gleich mal nach, wie viele der Punkte auf Dich zutreffen und entscheide dann selbst, ob ein Vizsla zu Dir passt…
1) Du bist sportlich
Der Vizsla ist mehr als nur eine „sportliche Rasse“. Als Jagdhund liegt ihm die Freude an körperlicher Arbeit im Blut. Stundenlange Wanderungen, ausgiebige Joggingrunden oder eine Fahrradtour? Für den Vizsla kein Problem, sondern eine Freude! Solltest Du also eher zum Team Couch-Potato gehören, kann ich Dir nur vom Kauf eines Vischels abraten. Wenn Du aber selbst sportlich bist und die Bewegung an der frischen Luft liebst, ist das erste Kriterium für den perfekten Vizsla-Besitzer schon mal erfüllt.
2) Du verfügst über ausreichend Zeit
Die angeborene Sportlichkeit des Magyar Vizslas bringt mich zu Punkt zwei meiner Liste: Zeit. All die Outdoor-Aktivitäten, die ein Vischel braucht, um glücklich zu sein, erfordern nämlich genau das. Doch das ist längst nicht alles, was ein großes Kontingent Deiner Freizeit beanspruchen wird. Unterschätze keinesfalls die kopfmäßige Auslastung, die für einen ausgeglichenen Vizsla von großer Bedeutung sind. Du solltest also Zeit mitbringen, um zusätzlich seine Nasenarbeit zu trainieren. Nicht zu vergessen natürlich das aus meiner Sicht sehr anspruchsvolle Gehorsamstraining dieser Rasse.
3) Du bist geduldig
Damit wären wir dann gleich bei Punkt drei angelangt: Der Geduld. Selbige solltest Du in engelsgleicher Form mitbringen. Der Vizsla ist nämlich ein intelligenter Hund mit einer schnellen Auffassungsgabe – die er aber gerne nur dann einsetzt, wenn es ihm passt. Du denkst ein Esel sei stur? Dann hast Du noch nie einen Vizsla erlebt, der einen schlechten Tag hat. Widerworte? Gibt der Vizsla gerne in bellender Form von sich! Besonders das Training der Leinenführigkeit erfordert bei einer Rasse, die dafür gezüchtet wurde, vorwegzulaufen, um dem Jäger Wildfunde anzuzeigen, einiges an Arbeit und Geduld. Den Satz „Irgendwann wird es besser!“ solltest Du also schon vor dem Kauf mantra-mäßig einüben. Schaden kann es nicht 😉
4) Du hast Humor
Wenn mal wieder einer dieser Tage ist, an denen so gar nichts klappt, der kleine zimtfarbene Wirbelwind dein liebstes Paar Schuhe angeknabbert oder sonst einen Blödsinn angestellt hat, hilft nur noch Humor. Die Welpen- und Junghundphase ist beim Vizsla eine echte Herausforderung, die ich manchmal nur ertragen konnte und kann, indem ich über mich und den wilden Vischel gelacht habe. Außerdem kann ich Euch garantieren, dass die verrückten Schlafpositionen Eures Vizslas für zahlreiche Schmunzler sorgen werden.
5) Du machst Dir nicht viel aus Privatsphäre
Im Englischen wird der Vizsla gerne auch als „velcro dog“, also „Klettverschlusshund“ bezeichnet. Warum? Wie kaum eine andere Rasse heftet sich der Vischel buchstäblich an Deine Fersen und wird sowas wie Dein Schatten. Du sitzt auf einem Stuhl? Super! Der Vizsla wird versuchen, auf Deinen Schoß zu klettern. Du musst mal ins Bad? Das versteht der Vischel gerne als Aufforderung, doch gleich mal mitzukommen. Einfach die Tür schließen? Netter Versuch. Dein Vizsla wird Dir sehr eindrucksvoll demonstrieren, was er von dieser Trennung hält. Verabschiede Dich also schon beim Kauf von Deinem „personal space“.
6) Du hast einen gut gefüllten Geldbeutel
Ich weiß, dass dieser Punkt heikel ist. Denn natürlich sind nicht nur Menschen mit einem guten Verdienst in der Lage, dem Vizsla ein liebevolles Zuhause zu schenken. Dennoch kenne ich zahlreiche Vischels mit empfindlicher Haut, Allergien oder Lebensmittelunverträglichkeiten, die allesamt regelmäßige Tierarztbesuche und eine besondere Ernährung erfordern. Und beides kann ganz schön ins Geld gehen. Es gibt durchaus nicht wenige Vizsla-Besitzer, die auf Spezialnahrung umsteigen mussten und dafür monatlich mehrere hundert Euro zahlen. Daher solltest Du auch diesen Punkt vor einem Kauf bedenken!
7) Du liebst es, zu kuscheln
Wenn Du irgendwann akzeptiert hast, dass Dein Vischel Dich auf Schritt und Tritt begleitet, und zuerst Dein Sofa und schließlich auch Dein Bett erobert hat, wirst Du dafür königlich entlohnt. Und zwar mit endlosen Kuscheleinheiten. Ich kenne tatsächlich kaum eine Rasse, die verschmuster ist als der Vizsla. Hals, Kopf und – ja tatsächlich! – den Po könnte man dem Vischel den lieben langen Tag kraulen. Dir fällt dabei irgendwann die Hand ab? Dein Problem! Mit gekonntem Anstupsen wird der Vizsla deine Hände wieder genau dort platzieren, wo er gerade eine ausgiebige Streicheleinheit braucht. Und damit Schluss! Ich muss nun weiter meinen Vizsla kraulen…
Nein, aber mal im Ernst: Was zeichnet aus Eurer Sicht den perfekten Vizsla-Besitzer aus? Oder habt Ihr Euch in den sieben Punkten vollständig wiedergefunden?
Manchmal mag ich andere Hundebesitzer nicht. Und wenn ich sage „nicht mögen“ ist das so, als wenn die britische Königin beim größten Faux-Pas der royalen Geschichte ein müdes „I´m not amused“ hervorbringt. Die Untertreibung des Jahrhunderts also. Ihr könnt Euch vorstellen, von welcher Emotion wir hier eigentlich sprechen. Denn: Ich kann absolut nicht verstehen, dass so manches Herrchen die allgemein geltenden Regeln des Hundebesitzens starrköpfig ignoriert und so tut, als gäbe es sie nicht. Die Etikette. Die stille Übereinkunft. Die richtigen Verhaltensweisen, die dafür sorgen, dass sich Mensch und Hund sicher bewegen können.
Regeln für ein harmonisches Miteinander
Ich für meinen Teil trainiere dafür täglich mit meinem gerade 10 Monate alten Vizsla. Leinenführigkeit. Hundebegegnung. Impulskontrolle. Rückruf. Augenkontakt. Sitz. Platz. Bleib. All das üben wir in den unterschiedlichsten Situationen. Solange diese Verhaltensweisen aber nicht absolut sicher klappen, leine ich meinen Hund an. An Schlepp- oder Rollleine. Und erwarte von anderen Hundebesitzern, dass sie anerkennen, dass ein angeleinter Hund bedeutet „Auch ich führe meinen Vierbeiner an der Leine!“. Kommentarlos. Denn niemand kann wissen, ob der Hund, der einem da entgegenkommt – wie wir – einfach nur trainiert, oder bissig, krank, läufig oder sonst was ist.
»Auf der Hundewiese rufe ich den Vischel also standardmäßig zu mir, wenn wir einen anderen Hund sehen.«
Auf der Hundewiese rufe ich den Vischel also standardmäßig zu mir, wenn wir einen anderen Hund sehen. Und trainieren dann, ruhig am Gegenüber vorbeizulaufen. Ohne Gezerre, Gespringe oder Gebelle. Abgeleint und gespielt wird dann auch nur nach einem sauberen Sitz und Blickkontakt. Zugegeben, das funktioniert nicht immer. Aber Übung macht den Meister! Und die Übung wird leichter, wenn der andere Hundebesitzer seinen Hund ebenfalls ruhig an uns vorbeiführt. So wie es die Etikette eben will.
Wie es NICHT laufen sollte
Neulich lief das aber so ganz anders. Wir sehen schon von Weitem zwei Männer, die mit ihren drei Hunden unterwegs sind. Am Gang ist zu erkennen: ältere Generation, gemächlicher Gang. Hund wie Mensch übrigens. Später darf ich feststellen, dass sich das Alter auf Seiten der Herrchen auch an einer gewissen Scheuklappenmentalität manifestiert. Aber davon ahne ich zu dem Zeitpunkt noch nichts. Ich rufe den Vischel also ran, fasse die Schleppleine kurz und versuche, mich mit ihm auf eine Seite des Weges zu begeben. Je näher wir kommen, muss ich feststellen, dass die Gegenseite davon so gar nichts umsetzt. Die Hunde bleiben abgeleint, einer von ihnen kommt zielstrebig auf uns zu. Mein Junghund versteht das natürlich als Aufforderung zum Spiel und wird unruhiger und unruhiger. Zieht an der Leine, springt hoch und ich habe Mühe, ihn überhaupt noch unter Kontrolle zu halten.
»Befehle von mir? Werden in dieser Situation nicht mehr befolgt. Das einzige, was da noch hilft, ist zielstrebig weiterzugehen.«
Mittlerweile ist der andere Hund bei uns, schnüffelt wild am Vischel rum, der natürlich ebenfalls nur noch „Action“ und „Spiel“ im Kopf hat. Befehle von mir? Werden in dieser Situation nicht mehr befolgt. Das einzige, was da noch hilft, ist zielstrebig weiterzugehen. Dem Vischel zu signalisieren, dass er mit so einem Verhalten erst recht nicht abgeleint wird. Natürlich ist der Adrenalinpegel auch die nächsten Meter noch so hoch, dass ein sauberes „bei Fuß“ nicht mehr klappt. Mit dem wild ziehenden Hund laufe ich also an den anderen Hundebesitzern vorbei. Für mich hätte das schon gereicht, um tiefe Verachtung für dieses Fehlverhalten zu empfinden. Aber es geht noch weiter! Die beiden Herren bleiben stehen, mustern den aufgeregten Vischel und mich abschätzig und hauen dann ein süffisantes „Der muss aber noch viel lernen“ heraus.
„Ja“, kontere ich selbstbewusst und mit einem Anflug von Zorn. „Und das ist bei einem Hund von 10 Monaten auch nicht verwunderlich.“ Ich halte kurz inne und füge hinzu: „Das mit dem Noch-Lernen-Müssen ist bei Ihnen ja auch nicht anders.“ „Bei uns?“, fragen die verdutzten Herren. „Unsere Hunde hören aufs Wort.“
»Dass ein Hund freiwillig zu seinem Besitzer zurückkehrt, wenn einem ein anderer Vierbeiner entgegenkommt, erwarte ich gar nicht. Ich erwarte aber, dass der Mensch eingreift.«
„Jaja“, denke ich mir. In der Theorie hören die Hunde vielleicht aufs Wort. Oder sogar in der Praxis. Ich hätte mich nur zu gerne von ihrem fehlerfreien Rückruf überzeugt. Denn, dass ein Hund freiwillig zu seinem Besitzer zurückkehrt, wenn einem ein anderer Vierbeiner entgegenkommt, erwarte ich gar nicht. Ich erwarte aber, dass der Mensch eingreift. Die Etikette akzeptiert. Und respektiert. Oder ist das zu viel verlangt?
Ich stapfe weiter. Genervt. Wutschnaubend. Und muss nach einigen Metern innehalten, um den Hund und mein eigenes Gemüt zu beruhigen.
Das positive Gegenbeispiel
Dass es auch ganz anders laufen kann, erlebe ich dann am nächsten Tag. Wieder eine Hundebegegnung. Diesmal ist der andere Hund angeleint. Ich rufe meinen zurück. Dann gehen wir „bei Fuß“. Der Vischel wird unruhig und sobald er nach vorne zieht, bleibe ich stehen und korrigiere seine Position. Ich signalisiere „Mit Deinem Ziehen kommst Du nicht weiter!“
»Wenn Sie möchten, können Sie auch nochmal zurückkommen. Zur Übung. Das ist für meinen Hund auch ein gutes Training, um Sitzen zu bleiben.«
Die andere Hundebesitzerin hat sich auf eine Seite des Weges gestellt und ihren Hund ins „Sitz“ gebracht. Da ich immer wieder stehenbleibe und korrigiere, kommen wir nicht zügig am anderen Hund-Mensch-Gespann vorbei. „Das kann bei uns ein bisschen dauern“, entschuldige ich mich. „Wir üben gerade, ruhig an anderen Hunden vorbeizulaufen.“ „Gar kein Problem“, höre ich. „Wenn Sie möchten, können Sie auch nochmal zurückkommen. Zur Übung. Das ist für meinen Hund auch ein gutes Training, um Sitzen zu bleiben.“
Der Vischel und ich laufen noch zwei Mal vorbei. Mit jedem Mal wird er ruhiger. So ruhig, dass ich anhalten und mich kurz mit der anderen Hundebesitzerin unterhalten kann. Dann ein dickes Lob. Und für mich die Bestätigung, dass es auch anders laufen und die Erfahrung für alle Beteiligten positiv sein kann. Wenn sich alle an die Etikette halten.
Ihr würdet Euren Vizsla gerne rassegerecht auslasten? Und habt darüber nachgedacht, die Nasenarbeit mit Eurem vierbeinigen Gefährten auszubauen? Oder sie sogar im Bereich der Rettungshundearbeit zu professionalisieren? Dann solltet Ihr hier unbedingt weiterlesen. In meinem heutigen Blogbeitrag erfahrt Ihr von einer echten Expertin, was es braucht, um Euren Vischel zum Rettungshund ausbilden zu lassen, wie sich die Nasenarbeit positiv auf das Wesen auswirken kann und wie Ihr – mit einfachen Übungen – auch „zwischendurch“ für tolle Abwechslung sorgt. Neugierig? Dann immer der Nase nach!
Wir alle wissen: Der Vizsla fordert nicht nur ausreichend Bewegung, auch sein Kopf braucht regelmäßige Beschäftigung und Auslastung. Ich denke, die Vizsla-Besitzer werden mir Recht geben, dass sich „Intelligenzübungen“ sehr positiv bemerkbar machen. Und Nasenarbeit ist hier die Paradedisziplin!
Viele von Euch arbeiten daher beispielsweise mit einem Dummy, um das Suchen und Finden gezielt zu fördern. Auch mein Bayard hatte von Beginn an so viel Freude an der Nasenarbeit, dass ich zunächst im Haus, und später dann auch auf Spaziergängen, Leckerlis versteckt habe, die er sich dann im Unterholz erschnüffeln musste.
Die Freude, die er dabei zeigte, war für mich Grund genug, mich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen. Und wer könnte dafür besser geeignet sein, als eine echte Nasenarbeit-Expertin?
Für meinen Blogbeitrag habe ich mich mit Annkatrin Laukel unterhalten. Sie und ihr Vizsla-Rüde Bjarne sind ein geprüftes und anerkanntes Hund-Mensch-Team im Bereich der Rettungshundearbeit. Werden Personen vermisst, bekommt Annkatrin einen Anruf von der Polizei und unterstützt zusammen mit Bjarne die Suche.
Und wisst Ihr, was das Beste ist? Rettungshund Bjarne ist der Vater meines Vizslas Bayard. Daher war es für mich eine besondere Freude, von Annkatrin alles über diese wunderbare Arbeit zu erfahren. Ein echtes „Familientreffen“ also 😊
Interview
Christina: Hallo Annkatrin. Danke, dass Du Dir Zeit für das Interview nimmst.
Annkatrin: Hey Christina, ich habe mich sehr über Deine Anfrage gefreut. Die Rettungshundearbeit ist eine tolle Sache und ich fände es klasse, wenn sich mehr Vizsla-Besitzer entscheiden würden, ihre Hunde entsprechend ausbilden zu lassen.
Christina: Ich kann mir vorstellen, dass die Arbeit spannend, aber sicher auch fordernd ist. Doch lass uns vorne anfangen: Was hat Dich dazu bewegt, Deinen Bjarne als Rettungshund ausbilden zu lassen?
Annkatrin: Kurz nachdem wir Bjarne damals bekamen, habe ich im Fernsehen einen Beitrag über einen Hund gesehen, der zum professionellen Rettungshund ausgebildet wurde. Ich war sofort fasziniert von der konzentrierten Arbeit des Hundes und der engen Bindung zwischen Mensch und Hund. Für mich war ab diesem Zeitpunkt klar: Das will ich auch machen!
Christina: Wie ging es dann weiter? Wohin wendet man sich, wenn man den Entschluss gefasst hat, seinen Hund zum Rettungshund ausbilden zu lassen?
Annkatrin: Ich bin mir sicher, dass es unterschiedliche Möglichkeiten gibt, aber ich habe mir über das Internet zwei Rettungshundestaffeln in der Nähe meines Wohnortes gesucht und Kontakt aufgenommen. Ich habe den Staffelleitern viele Fragen gestellt und mir zusammen mit Bjarne auch „live“ einen Eindruck von der Arbeit gemacht. Bei der zweiten Staffel hat die Chemie sofort gestimmt. Für mich war das sehr wichtig, denn wenn man sich für eine so zeitintensive Aktivität entscheidet, sollten sich Mensch und Hund wohlfühlen – nicht nur miteinander, sondern eben auch im gesamten Team. Ich kann jedem nur empfehlen, sich mehrere Staffeln anzuschauen und darauf zu hören, was einem das Bauchgefühl sagt.
Christina: Musstet Ihr Euch denn direkt verpflichten oder kann man erstmal ganz in Ruhe „schnuppern“?
Annkatrin: Unsere Staffel bietet Interessenten an, unverbindlich ein paar Trainings zu besuchen. Aus meiner Sicht ist das der richtige Weg. Denn nur so kann ich entscheiden, ob diese Art der Arbeit etwas für mich und meinen Hund ist. Die Rettungshundearbeit ist eben nicht nur ein Hobby, sondern eine echte Verantwortung, für die man sich aus vollem Herzen entscheiden sollte.
Nach den Probetrainings schließt unsere Staffel standardmäßig einen Probevertrag für ein Jahr ab, so dass man hier auch nochmal schauen kann, ob Mensch und Hund die nötige Zeit und Leidenschaft mitbringen. Erst nach diesem Jahr sind dann auch Bjarne und ich voll eingestiegen.
Christina: Hast Du durch die Ausbildung positive Veränderungen an Bjarne beobachten können?
Annkatrin: Absolut! Bjarne liebt seine Arbeit und ist mit vollem Herzen dabei. Das habe ich von Anfang an gemerkt. Und obwohl er schon immer ein eher ruhiger und ausgeglichener Vizsla war, haben sich diese Eigenschaften in der Ausbildung noch verstärkt. Natürlich helfen die regelmäßigen Trainings auch dabei, den Gehorsam zu stärken. Ebenso hat sich die Beziehung zwischen Bjarne und mir intensiviert. Wir sind bei einem Sucheinsatz aufeinander angewiesen und vertrauen einander zu 100 %. Das geht so weit, dass ich Bjarne auf Spaziergängen auch 100 Meter vorlaufen lassen kann. Er ist auch auf Distanz und ohne Sichtkontakt zu jeder Zeit ansprech- und abrufbar.
Außerdem springt Bjarne niemanden an. Dieses Verhalten hat bei der Suche einen so wichtigen Stellenwert, dass er es nur dann und nur bei mir als Hundeführer anwendet. Aber das kann ich später noch ein bisschen ausführen…
Christina: Ja, gerne. Vorher würde ich aber nochmal zu dem Punkt „ruhig und ausgeglichen“ zurück; bei Vizslas bekanntermaßen ein schwieriges Thema. Auch mein Bayard, der durch Bjarne ja offenbar die besten genetischen Voraussetzungen gehabt hätte, ist eher Typ „unruhiger Geist“. Und ich kenne viele Vizsla-Besitzer, deren Hunde leicht erregbar oder nervös sind. Sind solche Vischels denn überhaupt für den Einsatz als Rettungshund geeignet?
Annkatrin: Grundvoraussetzung ist meiner Meinung nach, dass der Hund Lust hat, mit seinem Menschen zusammenzuarbeiten und lernwillig ist – beides würde ich den meisten Vizslas attestieren, da die Rasse genau dafür gezüchtet wurde. Physisch machen sich auch ihre Langbeinigkeit, Kondition und von Natur aus gute Nase bei der Suche bezahlt.
Nichtsdestoweniger spielt es schon eine Rolle, ob mein Vizsla sozial im Umgang mit fremden Menschen und Hunden ist. Immerhin arbeiten wir in der Staffel als Team und sind zusammen unterwegs. Die anderen Dinge, die es braucht, sind dann aus meiner Sicht reine Trainingssache. Ich habe schon bei einigen Hunden mitbekommen, dass sie durch die konstante, rassetypische Auslastung ruhiger und ausgeglichener geworden sind. Denn so ein Sucheinsatz fordert vom Hund höchste Konzentration und vollen Körpereinsatz.
Christina: Ok, das sind jetzt die Voraussetzungen, die der Hund mitbringen muss. Wie sieht es denn mit den Anforderungen für den Menschen aus? Kann jeder Hundebesitzer ein guter Rettungshundeführer werden?
Annkatrin: Auch hier würde ich sagen, dass Vieles erlernt und trainiert werden kann. Wichtig ist aber, sich klar zu machen, dass die Arbeit als Hund-Mensch-Team nicht nur viel Zeit in Anspruch nimmt, sondern eine Verpflichtung bedeutet. Wir sind auch im Schichtdienst tätig und müssen auf Abruf bereitstehen. Wenn ein Mensch vermisst wird, kann man eben nicht sagen „Heute keine Lust“ oder „Och nö, es regnet“. Wenn wir zum Einsatz gerufen werden, geht es raus – und das bei Wind und Wetter. Ab diesem Zeitpunkt beginnt dann für Bjarne und mich die Arbeit. Und das Vergnügen.
Christina: Wie genau läuft ein solcher Einsatz ab?
Annkatrin: Sobald die Polizei meldet, dass Hunde für die Suche einer vermissten Person benötigt werden, wird unser Staffelleiter alarmiert. In meinem Fall ist das praktischerweise mein Mann und Bjarnes Herrchen Maxi. Wir bekommen also immer hautnah mit, wenn der Ruf zum Einsatz kommt 😉.
Maxi bespricht als Staffelleiter die nötigen Details mit der Polizei und stimmt den Einsatzort ab. Danach trommelt er die Staffelmitglieder zusammen und wir haben Zeit, die Bestätigung (Belohnung) für unsere Hunde vorzubereiten. Anschließend fahren wir alle gemeinsam zum Einsatzort und werden dort vom Einsatzleiter der Polizei eingewiesen, bekommen weitere Infos und eine Karte, die zeigt, welche Gebiete wir mit unseren Hunden absuchen sollen.
Christina: Wow, das klingt spannend! Wie lange dauert denn ein solcher Such-Einsatz?
Annkatrin: Die Suchzeiten für einen Hund liegen zwischen 30 Minuten bis hin zu 1,5 Stunden. Abhängig davon, wie fit und erfahren er ist. Zu Beginn stürmen unerfahrenere Hunde für gewöhnlich los, weil sie sich so freuen, endlich loszulegen. Mit der Zeit gewöhnen sie sich ein gemäßigteres Tempo an und halten dementsprechend länger durch. Bjarne war, was das angeht, ein echtes Naturtalent und ich konnte ihn von Anfang an sehr lange einsetzen.
Christina: Wo wir gerade über Zeit sprechen: Wie lange dauert denn überhaupt die Ausbildung zum Rettungshund?
Annkatrin: Zwischen zwei und drei Jahren, je nachdem wie viel Zeit man in die Ausbildung investiert. Der Hund muss das sichere Verweisen der vermissten Personen erlernen, der Hundeführer den Umgang mit Karte und Kompass. Auch eine Funkausbildung und ein Erste-Hilfe-Kurs – wohlbemerkt an Mensch und Hund – gehören zur Ausbildung dazu.
Auch nach der Ausbildung ist die Arbeit natürlich nicht abgeschlossen. Wir trainieren einmal pro Woche, um die Anzeige zu festigen oder die Führigkeit zu verbessern. Alle 14 Tage finden dann längere Suchen im Wald statt, bei denen wir etwa sechs Stunden beschäftigt sind.
Christina: Sind die Trainings auch nötig, um Bjarnes Nase „sensibel“ zu halten?
Annkatrin: Ja. Nur regelmäßiges Trainieren erhält Bjarnes sogenannte Suchkondition. Diese wird alle zwei Jahre in einer Einsatzfähigkeitsprüfung getestet. Und in dem Jahr dazwischen sind wir verpflichtet, an einer speziellen Einsatzübung teilzunehmen. Die Trainings helfen, uns darauf vorzubereiten.
Christina: Du hast vorhin einmal erwähnt, dass Bjarne keine Menschen anspringt, weil diese Geste bei der Rettungshundearbeit eine so wichtige Rolle spielt. Kannst Du das noch einmal genauer erklären?
Annkatrin (lacht): Achja, richtig, da war ja noch was! Am Anfang der Rettungshundearbeit steht die Entscheidung für eine Verweisart, also die Methode, mit der der Hund seinem Führer anzeigt, dass er einen Menschen gefunden hat. Üblicherweise unterscheidet man hier zwischen drei Arten: Dem Verbeller, dem Rück- oder Freiverweiser und dem Bringsler.
Unter dem Verbeller dürften sich die meisten etwas vorstellen können: Der Hund bellt, wenn er einen Menschen findet. Der Rückverweiser läuft – wie der Name schon sagt – zurück zu seinem Hundeführer und zeigt dort beispielsweise durch Ablegen, das Ziehen an einem Gürtel oder das Anspringen, einen Fund an. Der Bringsler erhält seinen Namen durch das typische Hilfsmittel, das Bringsel: Das ist ein meist stockförmiger Gegenstand, der am Halsband des Hundes befestigt ist. Sobald der Hund diesen aufnimmt, weiß ich als Hundeführer, dass eine Person gefunden wurde.
Bjarne gehört zur letztgenannten Gruppe und arbeitet mit einem solchen Bringsel. Aber während unserer Ausbildung haben wir beispielsweise auch das Rückverweisen geübt, so dass Bjarne das Anspringen als Verweisart kennengelernt hat, die er eben ausschließlich während der Arbeit einsetzen darf und soll.
Christina: Ich kann mir vorstellen, dass Viele jetzt Lust bekommen haben, mit Ihrem Vizsla die Nasenarbeit zu trainieren. Gibt es eine Übung, um die Suchfähigkeit meines Vizslas gezielt zu trainieren?
Annkatrin: Aber klar! Am Anfang versteckt man am Besten einen Futterbeutel oder ein Spielzeug (Dummy) in der Wohnung und lässt den Hund danach suchen. Wenn der Hund es zurückbringt, wird er mit einem Leckerli belohnt. Mit der Zeit werden die Distanzen langsam ausgeweitet und beispielsweise im Garten oder auf Spaziergängen trainiert. Die Schwierigkeit der Suche lässt sich übrigens nicht nur über die Distanz steigern, sondern auch, indem man das Suchobjekt unter Laub und Geäst oder erhöht auf einem Baumstamm platziert.
Eine weitere Stufe wäre dann, dass sich eine Person zusammen mit dem Futterbeutel versteckt. Hierbei sollte man unbedingt mit einem Geschirr arbeiten und sich vom Hund an der Leine führen lassen. Bei der Aufregung der Suche ziehen unerfahrene Hunde gerne mal und sie sollen sich ja nicht die Luft abschnüren.
Sind Person bzw. Objekt gefunden, kann man dann noch das Verbellen trainieren. Also, dass der Hund durch Bellen anzeigt, dass er etwas gefunden hat. Dazu muss als Einzeltrainingseinheit natürlich zunächst das „Bellen auf Kommando“ eingeübt werden.
Christina: Zum Schluss noch eine Frage: Welchen Rat würdest Du jemandem geben, der mit dem Gedanken spielt, in die Rettungshundearbeit einzusteigen?
Annkatrin: Ich denke, es kommt auf die eigene Einstellung an. Auch Bjarne und ich hatten Tage, an denen es gar nicht lief. Da sollte man cool und gelassen bleiben und den Frust nicht etwa an seinem Hund auslassen. Man darf nie vergessen, dass wir als Hundeführer mit einem Lebewesen mit ganz eigenen Bedürfnissen arbeiten, das eben auch mal einen schlechten Tag haben darf.
Ganz wichtig ist aber auch, sich der Verantwortung bewusst zu sein, die man als Hund-Mensch-Team in der Rettungshundearbeit eingeht. Aber man wird belohnt: Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn der eigene Hund eine vermisste Person findet und man damit vielleicht sogar ein Menschenleben rettet.
Christina: Annkatrin, ich danke Dir herzlich für das Interview. Ich habe viele Inspirationen mitgenommen und freue mich, mit meinem Bayard jetzt fleißig zu üben.
Annkatrin: Es hat mir auch Spaß gemacht, von meinen Erfahrungen zu berichten!
Ihr wollt noch mehr über die Rettunghundearbeit erfahren? Oder habt konkrete Fragen zum Ablauf der Ausbildung und den Prüfungen? Ihr könnt Annkatrin über ihre Website kontaktieren. Da findet Ihr außerdem noch viele weitere Fotos.
Kleines Schmankerl: Rettungshund Bjarne steht übrigens auch als Deckrüde zur Verfügung. Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass dabei ganz wunderbare Welpen entstehen. 😊
Magyar Vizsla, Ungarischer Vorstehhund, Ungarisch Kurzhaar – unsere zimtfarbenen Gefährten tragen viele Namen und haben eine lange Geschichte, was mich selbst überrascht hat, als ich mich einmal auf Spurensuche begeben habe. Mein heutiger Blogbeitrag fasst für Euch die Ergebnisse meines historischen Ausflugs zusammen. Unter anderem erfahrt Ihr, woher die Rasse Magyar Vizsla stammt, wann sie entstanden ist und wie sich das Aussehen mit der Zeit verändert hat. Warum das Ganze? Mir haben die Antworten auf diese Fragen geholfen, einige der „Eigenheiten“ meines Vischels noch ein bisschen besser zu verstehen. Vieles ist nämlich einfach angeboren…
Die Vorfahren: Jagdhunde der Magyaren
Forscher haben herausgefunden, dass sich die Anfänge des Magyar Vizslas bis ins späte 9. Jahrhundert n. Chr. zurückverfolgen lassen. Die Magyaren, ein ungarisches Reitervolk, siedelte sich zu etwa dieser Zeit in der Pannonischen Tiefebene an. Dieses Gebiet umspannt mit einer Fläche von etwa 120.000 km² weite Teile Ungarns, schließt aber gleichzeitig acht weitere Staaten ein (darunter den Ostrand Österreichs, die südlichen Tiefländer der Slowakei sowie Rumänien, Serbien und Kroatien).
Das Land dieses riesigen Gebiets ist auch als Puszta, also wörtlich „Ödnis“, bekannt. Es zeichnet sich durch weite Flächen mit Steppenlandschaften und Sumpfgebieten aus und wurde für viele Jahrhunderte hauptsächlich für die Viehzucht genutzt. Natürlich eigneten sich die kilometerlangen Freiflächen nicht nur für die Haltung von Nutztieren, sondern auch für die Jagd: Ein anonymer Schreiber des Königs Adelbert III. von Ungarn (1235-1270) hielt in ausführlichen Berichten über die Magyaren fest, dass sie – wenn sie sich nicht gerade der Viehzucht widmeten – leidenschaftlich gerne jagten. Und dazu selbstverständlich auch Hunde einsetzen. Und hier kommt der Magyar Vizsla ins Spiel:
Denn neben Lager-, Wach-, Hüte- und Zughunden, die die Magyaren hielten, waren es vor allem die Vorfahren des heutigen Magyar Vizslas, die bei der Jagd mit dem Falken als Stöber- und Vogelhunde eingesetzt wurden.
Kreuzung mit den türkischen Jagdhunden der Osmanen
Für größeres Wild wurden – so nimmt man an – andere Jagdhundrassen genutzt. Und es ist davon auszugehen, dass der Ur-Vizsla mit eben diesen gekreuzt wurde. Vermutlich auch, um das typisch rot-gelbe Haarkleid zu optimieren, welches sich zur Tarnung in den trockenen Steppen Ungarns bestens eignete.
Bemerkenswert ist auch, dass der Vizsla bis heute der einzige Jagdhund mit einem fleischfarbenen Nasenschwamm ist, während alle anderen Jagdhundrassen einen dunkleren Nasenschwamm aufweisen.
Vermutlich wurden anfängliche Einkreuzungen mit anderen Rassen über die Jahrhunderte bewusst zurückgezüchtet. Ob dies aus ästhetischen oder anderen Gründen geschah, ist bis heute nicht eindeutig geklärt.
Als bewiesen gilt jedoch, dass der Vizsla seine bis heute typische Fellfarbe durch die sogenannten türkischen gelben Jagdhunde erhielt. Eine Rasse, die heute als ausgestorben gilt. Sie gelangten mit der Invasion der Osmanen im Jahr 1526 in die Pannonische Tiefebene Ungarns.
Sloughis – die zweiten Ur-Ahnen des Vizslas
Gleichzeitig führten die osmanischen Heerscharen so genannte Sloughis mit sich – eine Windhundrasse, die sich durch einen langbeinigen, muskulösen und gleichzeitig filigranen Körperbau auszeichnet.
Das Wesen der Sloughis wird als sanft, extrem menschenbezogen und intelligent bezeichnet. Eigenschaften, die dem Magyar Vizsla bis heute zu eigen sind und die er nicht zuletzt durch die Einkreuzung mit den Sloughis erhalten haben dürfte.
Die Verpaarung mit den osmanischen Windhunden wurde aber sicher nicht nur wegen der charakterlichen Merkmale vorgenommen, die den Gehorsam und die Leichtführigkeit bei der Jagd der Sloughis Rasse war, von denen die Vizslas im Jagdeinsatz profitieren sollten.
Wußtet Ihr, dass der Magyar Vizsla noch heute zu den schnellsten Hunderassen der Welt gehört? Mich wundert es nicht, wenn ich manchmal den rasanten Antritt bei meinem Vischel beobachte, wenn er einem Wurfspielzeug hinterherjagdt.
Vizslas im Jagdeinsatz ungarischer Aristokraten
Ab circa 1860 ging der Wildbesatz der ungarischen Puszta wegen zunehmender Besiedlung merklich zurück. Die ungarischen Aristokraten reagierten mit einem gezielten Einsetzen von Damwild und Fasanen, um den damals beliebten „Jagdsport“ weiter betreiben zu können. Im Einsatz auch hier: Der Magyar Vizsla.
Zur etwa selben Zeit siedelten sich in Ungarn unter anderem englische und mährische Jagdherren ein, die ihre eigenen Jagdhundrassen mitbrachten und mit dem Magyar Vizsla kreuzten, um die Vorsteheigenschaften zu verbessern.
Zur Erinnerung: Durch das Vorstehen signalisieren Hunde ihrem Jäger, dass sie Wild gefunden haben. Dabei verharren sie lautlos im Stand und heben meist angewinkelt einen der Vorderläufe. Der Blick ist starr auf das Wild gerichtet. Diese Position habt ihr bestimmt auch schon an Eurem Vizsla beobachten können – auch wenn er nicht jagdlich geführt wird. Die Gene setzen sich halt immer durch 😉
Das erste Zuchtbuch der Vizslas
Im Jahre 1880 kreuzte der Ungar Zoltan Hamvay den damaligen Vizsla mit Pointern und verkaufte die Welpen. Ebenso züchtete sein Landsmann Julius Barczy de Barczyhaza mit Vizslas und Irischen Settern. Die beiden Männer gelten nicht nur als die ersten offiziellen Vizsla-Züchter. Sie führten außerdem das erste, nahezu vollständige Zuchtbuch der Rasse. Ihre Hunde dürfen daher als die offiziellen Urahnen des Vizslas bezeichnet werden, wie wir ihn heute kennen.
Die typischen Eigenschaften des Vizslas: Alles eine Frage der Gene
Ihr seht: Der Genpool ist zwar unglaublich breit gefächert, der Einfluss verschiedener Jagdhundrassen aber dominant. Das erklärt, wieso unsere Vischels am liebsten mit der Nase auf dem Boden voran laufen. Ja voran, und nicht etwa „bei Fuß“ an der Leine. Schließlich wurden sie dafür gezüchtet, vor ihren Jägern zu laufen und Wildfunde durch das charakteristische Vorstehen anzuzeigen.
Es überrascht daher nicht, dass viele von uns jahrelang intensiv am Thema Leinenführigkeit arbeiten müssen.
Und auch die für den Vizsla typische Ruhelosigkeit und leichte Erregbarkeit lassen sich durch die vielfältigen Jaghund-Einkreuzungen erklären: Jedes noch so kleine Geräusch im Unterholz könnte immerhin eine potenzielle Beute sein. Die Vizsla-Sinne sind also bis aufs Äußerste geschärft und sensibilisiert.
Stirbt der Magyar Vizsla aus?
Während der Vizsla also für viele Jahrhunderte als treuer Begleiter bei der Jagd fungierte, nahm das Interesse an jagdlichen Aktivitäten in der Bevölkerung immer weiter ab. Insbesondere das zunehmende Aussterben der Aristokraten sorgte dafür, dass gleichzeitig weniger Vizslas gezüchtet wurden.
Als im November 1916 der österreichische Kaiser Karl I. von Habsburg zum letzten ungarischen König gekrönt wurde, erschien im Jagdmagazin „Nimrod“ ein offizieller Hilferuf zur Erhaltung des Vizslas: Der offizielle Vizsla-Registrator – also eine Art Archivar – namens Tubo Thuroczy forderte dazu auf, den reinblütigen Vizsla vor dem Aussterben zu retten. Er erinnerte an die lange Tradition der Rasse und bemängelte, dass der Magyar Vizsla wegen einer „Vorliebe für fremdartige Dinge“ mit zu vielen fremden Blutlinien gekreuzt worden sei.
Dieser emotionale Artikel bewirkte bei vielen ungarischen Jägern ein Umdenken – auch vor dem Hintergrund, dass man mit den jagdlichen Eigenschaften der vornehmlich deutschen und englischen Rassen, die man damals zur Jagd einsetzte, nicht vollständig zufrieden war.
Im Gegenteil: Viele Leser des Magazins erinnerten sich durch den Artikel wieder an die Lobreden ihrer Väter, was den Magyar Vizsla betraf; seine Leichtführigkeit und den sicheren Gehorsam, gerade bei der damals so beliebten Beizjagd mit dem Falken auf Wachteln und Hühner.
Rettungsaktion für den Magyar Vizsla zur Zeit des Ersten Weltkriegs
Schnell fanden sich daher motivierte Jäger zusammen, die eine Vereinigung zum Erhalt des Magyar Vizsla gründeten. Die erste Maßnahme: Man führte ein vorläufiges Stammbuch ein, in dem anhand alter Zeichnungen und Schilderungen die ur-typischen Merkmale der Rasse festgehalten wurden, bevor andere Jagdhunde eingekreuzt wurden. Mithilfe dieses Stammbuchs suchte – man kann fast sagen fahndete – die Organisation landesweit nach Hunden, die dem Ur-Vizsla am ähnlichsten sahen.
Macht man sich klar, dass sich Östrreich-Ungarn zu dieser Zeit im Ersten Weltkrieg an der Seite des deutschen Kaisers befand, wird deutlich, wie groß der Wunsch der organisierten Jägerschaft war, „ihre“ Jagdhundrasse vor dem Aussterben zu bewahren.
Ein erster Rückschlag: Der Vertrag von Trianon
Der 29. Mai 1920 darf als das Gründungsdatum der modernen Magyar-Vizsla-Zucht gelten. An diesem Tag wurde die Vereinigung der ungarischen Magyar-Vizsla-Züchter von Dr. Kalman Polgar, Graf Laszlo Esterhazy, Elmar Petocz und ihren Freunden ins Leben gerufen. Und man freute sich, dass die Bemühungen zur Rettung der Rasse nun endlich professionelle Züge bekamen.
Doch nur knappe drei Wochen später erhielt die junge Vereinigung einen spürbaren Dämpfer in Form des Friedensvertrags von Trianon. Dieser beendete am 20. Juni 1920 formal die Wirren des Ersten Weltkriegs und zwang Ungarn, zwei Drittel des Territoriums des historischen Königreichs an verschiedene Nachbar- und Nachfolgestaaten abzutreten, was eine Dezimierung der ungarischen Bevölkerung um etwa drei Millionen Bürger zur Folge hatte.
Heute dürfte die Zahl um ein Vielfaches höher sein. Und auch weltweit erfreut sich der Magyar Vizsla wachsender Beliebtheit – und das nicht nur als Jagdhund, wo er durch die angezüchtete Schnelligkeit, seine guten Reflexe und das feste Vorstehen überzeugt.
Eigenschaften wie seine Sensibilität, Leichtführigkeit und starke Menschenbezogenheit machen ihn aber auch zum perfekten Familienhund, der allerdings entsprechend seiner Veranlagung gefördert und gefordert werden muss.
Ich denke, Ihr als Vizsla-Besitzer werdet mir zustimmen, dass ein sportliches Programm allein nicht ausreicht, um einen ausgeglichenen Begleiter zu erziehen. Auch die Intelligenz des Magyar Vizslas muss gefördert werden. Nasenarbeit, das Einüben von Tricks oder auch ein Sportprogramm wie Agility, bei dem zusätzlich der Kopf eingesetzt werden muss, sind ideal geeignet, um unsere Vischels rassetypisch auszulasten.
Mich würde interessieren: Erkennt Ihr Euren Hund in den genannten Eigenschaften der Ur-Vizslas wieder? Gibt es andere Merkmale, die für Euch auf die DNA zurückzuführen sind? Lasst mir gerne einen Kommentar da! 😊
Noch vor einigen Jahren wusste ich selbst nicht, was ein Vizsla ist. Und heute sehe ich sie immer häufiger. Beim Spaziergang. Auf dem Cover von Hundemagazinen. Oder als „Werbegesicht“ für Futter und Accessoires. Vizslas soweit das Auge reicht! Zugegeben, das mag damit zusammenhängen, dass ich nun selbst stolze Vischel-Mama bin und ich die semmelgelben Gefährten schon von Weitem erkenne. Aber auch anderen Menschen scheint es so zu gehen. Denn wenn Bayard und ich unterwegs sind, werde ich oft auf die Rasse angesprochen und habe schon die ein oder andere „Vizsla-Anekdote“ zu hören bekommen. Kurzum: Mein Eindruck ist, die Rasse mausert sich zum Modehund.
Warum auch nicht? Im Internet liest man regelmäßig über die Leichtführigkeit des Vizslas, die ihn zum perfekten Anfängerhund mache. Gehorsam sei bei dieser Rasse leicht trainierbar, denn die Hunde hätten eben den angeborenen „will to please“. Und durch die Sensibilität und die enge Beziehung zum Menschen füge sich der Vizsla perfekt in die Familie.
Klingt erstmal toll. Und auch ich hätte gerne einen Hund gehabt, der – wie in solchen Texten angepriesen – von Anfang an leichtführig, gehorsam und immer folgsam gewesen wäre. Doch die Realität sah und sieht anders aus! Der Vizsla ist ein Jagdhund. Mit angeborenen Bedürfnissen, die man nicht unterschätzen sollte. Auch die Hundetrainer, mit denen wir bislang zusammenarbeiten, versichern uns immer wieder: „Die Erziehung eines Vizslas dauert sicher zwei bis drei Jahre. Erst danach beginnt der Spaß.“
Diesen Satz kann ich nicht gänzlich unterschreiben, da ich natürlich auch jetzt schon Freude an meinem durchgeknallten Vischel habe. Aber ich kann jedem versichern: Die Erziehung ist harte Arbeit. Jeden Tag. Und sie fordert mir einiges ab. Nerven, Zeit und so manche Träne. Und ja, ich meine Träne. Denn davon sind schon einige geflossen. Wenn der Vizsla mal wieder vor lauter Freude etwas umreißt, einen Spaziergänger unkontrolliert anspringt, die Gassirunde wegen der schwer anzutrainierenden Leinenführigkeit nur aus Korrekturen besteht, oder einfach wieder einer dieser Tage ist, an denen kein Rückruf, kein Apportieren oder sonst irgendein Kommando so richtig klappen will.
Fairerweise muss ich sagen: Es wird besser! Mit viel Konsequenz und Übung spielt sich der Gehorsam auch bei uns langsam ein. Regelmäßige Besuche in der Hundeschule oder Einzelstunden mit dem Hundetrainer helfen außerdem, dass ich die Rasse besser verstehe. Und das Zusammenleben harmonischer wird. Für den Hund und für mich.
Aber leichtführiger Anfängerhund? Aus meiner Sicht ist der Vizsla das nicht. Denn was man neben all den erzieherischen Herausforderungen nicht außer Acht lassen darf, ist sein Bedürfnis nach körperlicher und geistiger Auslastung. Da reicht es eben nicht, wenn man den Hund am Wochenende mal mit zum Joggen nimmt oder neben dem Fahrrad laufen lässt. Der Vizsla will arbeiten. Mit den Fähigkeiten, die diese Rasse nun einmal auszeichnen. Daher gehören regelmäßige Nasenarbeit oder das Apportiertraining zu meinem Standard-Repertoire, um meinen Vischel rassetypisch auszulasten.
Und die Mühe wird durchaus belohnt. Bayard zeigt mir sehr deutlich, wie ausgeglichen er ist, weil er Jagdhund sein durfte. Dann kann er nämlich wirklich verschmust, ruhig und entspannt sein. Und ich werde mit Kuscheleinheiten auf dem Sofa überschüttet.
Solltet auch Ihr darüber nachdenken, Euch einen Vizsla anzuschaffen, sprecht am besten mit anderen Besitzern und prüft kritisch, ob Ihr ausreichend Kapazitäten mitbringt, um dieser Rasse dauerhaft gerecht zu werden. Denn entgegen jeder Schilderung: Kein Jagdhund ist ein Anfängerhund. Sondern bedeutet eine Menge Arbeit und Verantwortung – (s)ein Leben lang. Und der Vizsla vielleicht sogar noch ein Stückchen mehr!
Wie seht Ihr das? Ist der Vizsla ein Anfängerhund? Welche Erfahrungen habt Ihr mit der Rasse und der Erziehung Eurer Hunde gemacht?
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