Für verletzte oder kranke Hunde kann gespendetes Blut über Leben und Tod entscheiden. Toll, dass es immer mehr Hundehalter gibt, die mit ihren Hunden Blut spenden. Aber eignet sich auch der Vizsla als Blutspender? Janina hat mit mir über ihre Erfahrungen mit dem Blutspenden bei ihrer Vizsla-Hündin Syrinx gesprochen. Denn leider kann nicht jeder Hund zum Lebensretter werden.
Christina: Hallo Janina. Vielen Dank, dass Du Dir Zeit für das Interview zu diesem unglaublich wichtigen Thema nimmst. Bevor wir starten: Stell Euch doch einmal vor.
Janina: Hey Christina. Ich freue mich sehr, denn auch auf für mich ist das Thema „Blutspende beim Hund“ eine Herzensangelegenheit.
Also, mein Name ist Janina, ich bin 30 Jahre alt und lebe mit meiner Viszlahündin Syrinx in der Nähe von Stuttgart, gemeinsam mit meinem Freund und seiner Schäfer-Mix-Hündin Luna. Syrinx ist 3,5 Jahre alt und ich würde sie als einen verschmusten Clown beschreiben. Sie ist sehr anhänglich, will überall mit dabei sein und ist jederzeit für Aktion bereit. Dazu kann sich aber auch sehr dickköpfig und eigensinnig sein – ein echter Vizsla eben.
Christina: Ja, diese Eigenschaften kenne ich auch! Nun aber zum Blutspenden: Wie seid Ihr auf die Möglichkeit aufmerksam geworden, dass der Hund Blut spenden kann?
Janina: Ein befreundeter Hund ist vor zwei Jahren schwer erkrankt (und mittlerweile leider verstorben) und nach den ersten Untersuchungen wurde eine Autoimmunkrankheit vermutet, die durch Blutspenden hätte behandelt werden können. Wir wurden gefragt und ließen uns von der Klinik in ihre Blutspende-Kartei aufnehmen. Die Diagnose bestätigte sich leider nicht und eine Blutspende konnte ihm nicht helfen, aber in der Kartei sind wir geblieben, um anderen Hunden helfen zu können.
Christina: Warum ist es aus Eurer Sicht sinnvoll, Blut zu spenden?
Janina: Wie beim Menschen gibt es viele Fälle, in denen Blutkonserven benötigt werden: Zeckenkrankheiten, große OPs, Unfälle…die Liste ist lang und es kann jeden unserer Hunde treffen. Die Tierkliniken und Tierärzte sind in solchen Fällen auf Spenderblut angewiesen. Mit einer Blutspende kann mein Hund einem anderen Hund also das Überleben und eine gute Genesung sichern. Wenn Syrinx mal etwas passiert, hoffe ich, dass auch ihr ein anderer Hund helfen kann. Wir als Hundehalter können so füreinander da und unsere Hunde echte Lebensretter sein!
Christina: Das hast Du toll gesagt! Gibt es denn nur eine Art, wie ein Hund Blut spenden kann?
Janina: Je nach Klinik oder Praxis gibt es meist zwei Möglichkeiten, wie der Hund Blut spenden kann. Die wohl häufigere Variante ist das spontane Spenden. Dabei ruft der behandelnde Tierarzt im Bedarfsfall an und das Blut wird unmittelbar vor oder sogar während der OP abgenommen und direkt verwendet. Die zweite Variante ist das geplante Spenden. Dabei macht man – vergleichbar wie bei Menschen – einen Termin aus, an dem der Hund spendet. Sein Blut wird dann konserviert und bei Bedarf verwendet. Diese Variante ist eher selten, weil viel Aufwand für die Konservierung betrieben werden muss und viele Kliniken und Tierärzte diese Möglichkeit nicht haben.
Christina: Wie läuft eine Blutspende normalerweise ab?
Janina: Ich kann hier nur vom spontanen Spenden erzählen, weil unsere Klinik dieses Vorgehen anwendet.
- Die Klinik hat meine Handynummer und ruft im Bedarfsfall an. Bisher war es immer einen Tag vorher. Dann wird abgefragt, ob man Zeit hat und etwas dagegenspricht, dass Syrinx spenden könnte. Ein „Nein“ wird zu jeder Zeit akzeptiert! Wenn man Zeit hat, wird ein Termin vereinbart, der mit der OP abgestimmt wird. Dabei passt die Klinik für gewöhnlich den OP-Termin den zeitlichen Möglichkeiten des Spenders an.
- Zum Termin geht es dann (wenn möglich) nüchtern zur Klinik. Dort wird der Hund abgegeben und eine Blutprobe genommen. Ohne Corona-Pandemie hat der Halter die Möglichkeit, hier noch dabei zu sein. Mit der Blutprobe wird geprüft, ob die Werte in Ordnung sind und der Hund gefahrlos spenden kann.
- Passt alles, wird der Spender-Hund leicht sediert (das ist keine Narkose, eher ein „dämmrig machen“) und die Halsvene freirasiert, damit dort das Blut abgenommen werden kann. Über die Halsvene geht es schneller und schonender für den Spenderhund als über die Armvenen.
- Nach dem Spenden darf der Hund in Ruhe wieder wach werden und bekommt eine Kochsalz-Infusion, damit der Kreislauf schneller in Schwung kommt und der Blutverlust ausgeglichen wird.
- Während des Wachwerdens wird der Halter informiert, ob alles gut gelaufen ist und wann der Hund wieder abgeholt werden kann.
- Bei der Abholung wird dann nochmal geschaut, dass der Hund die Klinik in einem guten Zustand verlässt.
Christina: Kann jeder Hund Blut spenden? Oder gibt es bestimmte Voraussetzungen?
Janina: Ja, es gibt immer Voraussetzungen für das Blutspenden, die können sich aber von Klinik zu Klinik unterscheiden. In unserer Klinik gibt es folgende Voraussetzungen:
- Alter zwischen 1,5 und 8 Jahren
- Körpergewicht von mindestens 20 kg
- Keine chronischen Erkrankungen
- Regelmäßiger Impfschutz
Besonders die Vorgabe des Gewichts schwankt je nach Klinik. Je schwerer der Spender, desto mehr Blut kann ihm entnommen werden. Syrinx hat mit ihren 25 kg bisher zum Beispiel immer kleinen Hunden Blut gespendet.
Neben den gesundheitlichen Aspekten sollte jeder Halter auch überlegen, ob es dem eigenen Hund zumutbar ist. Wenn der Hund Probleme mit fremden Menschen oder grundsätzlich mit dem Blutabnehmen hat, kann es sehr viel Stress für ihn bedeuten und die Blutspende sogar unmöglich machen.
Christina: Wie oft kann ein gesunder Hund Blut spenden?
Janina: Grundsätzlich kann ein gesunder Hund 3- bis 4-mal im Jahr Blut spenden. Bei der Blutuntersuchung wird aber immer geprüft, ob genügend rote Blutzellen für eine Spende vorhanden sind.
Christina: Wie viel Blut wird entnommen?
Janina: Die Blutmenge, die entnommen werden kann, hängt vom Gewicht des Spenders ab. Beim Aufklärungsgespräch wurde mir erzählt, dass bis zu einem halben Liter abgenommen werden kann. Beim Vizsla wird es aber aufgrund des Gewichts etwas weniger sein.
Christina: Ich habe gehört, dass es mit dem Vizsla mitunter schwierig sein kann, Blut zu spenden?
Janina: Ganz falsch ist das nicht. Es gibt meines Erachtens zwei wichtige Punkte, die gegen den Vizsla als Spender sprechen können:
Viszlas liegen meist um die Gewichtsgrenze herum, die für das Blutspenden erreicht werden soll. Syrinx ist mit ihren 25 kg (und 63 cm) für eine Hündin sehr groß und viele Vizsla-Rüden erreichen die 20 kg-Grenze ohne Probleme. Aber kleinere und schlankere Rassevertreter können zu leicht für das Blutspenden sein.
Außerdem gehört der Vizsla normalerweise nicht zu den ruhigsten Hunden. Dadurch kann das „Handling“ während der Blutabnahme schwierig sein. Schließlich muss der Vizsla sich vom Klinikpersonal führen, auf den Tisch heben und behandeln lassen (ohne, dass der eigene Mensch dabei ist). Ist der Hund zu aufgedreht, wäre unnötig viel Sedierung nötig, damit gefahrlos Blut entnommen werden kann. Syrinx ist auch nicht gerade ein ruhiger Vertreter ihrer Rasse, aber sie hat Ruhe gelernt und kann sich gut zurücknehmen. Sie hat bisher übrigens noch nie die höchstmögliche Dosis für die Sedierung gebraucht und war immer sehr umgänglich, auch wenn sie nicht 100% stillgestanden hat. Eine Statue muss der Hund zum Blutspenden nicht sein können.
Christina: Gibt es denn auch Argumente, die für den Vizsla als Blutspender sprechen?
Janina: Vizslas sind ja nicht nur lebhaft und aufgedreht, sondern sehr freundliche und offene Hunde. Dadurch lassen sie sich gut von fremden Personen händeln und erobern dabei schnell die Herzen des Klinikpersonals. Neben dem tollen Charakter ist der Vizsla eine robuste und gesunde Rasse und erfüllt (solange das Gewicht stimmt) sehr oft die Voraussetzungen für das Blutspenden. Zusätzlich hat auch das kurze Fell Vorteile, weil wenig rasiert werden muss und die Venen einfach zu finden sind.
Christina: Du hast eben schon gesagt, dass Blutspenden Leben retten kann. Gibt es weitere Gründe, aus denen es sich aus Deiner Sicht lohnt, mit seinem Hund Blut zu spenden?
Janina: Ja, klar. Es gibt viele gute Gründe, Blut zu spenden. Da wäre einerseits der gründliche gesundheitliche Check-Up, bevor der Hund in die Spenderkartei aufgenommen wird, die kostenfrei ist. Vor jeder Spende wird nämlich ein „kleines Blutbild“ gemacht. Wie beim Menschen hat die Blutspende also auch beim Hund positive Auswirkungen auf die Gesundheit. Außerdem – aber das ist für uns völlig nachrangig – gibt es eine finanzielle Aufwandsentschädigung für das Spenden. Bei uns sind es 25 € und das Geld kommt Syrinx immer in Form von Leckerlies oder neuen Spielsachen zugute.
Christina: Gibt es etwas, das man nach dem Blutspenden beachten sollte?
Janina: Wie auch beim Menschen sollte hohe körperliche Belastung am Tag der Blutspende vermieden werden. Durch die leichte Sedierung kann es auch nach dem Abholen noch zu Problemen mit der Koordination, z.B. dem Treppenlaufen, kommen. Wir wohnen im dritten Stock und haben Syrinx bisher nach der Blutspende immer hochgetragen. Nach einer Runde Schlaf konnte sie abends aber wieder alleine laufen. Autofahren war für sie bisher übrigens kein Problem danach.
Christina: Ihr Lieben, ich danke Euch, dass Ihr zu diesem Thema Aufklärungsarbeit geleistet habt und ich hoffe, dass sich ganz viele Leser weitergehend mit dem Thema beschäftigen und mit ihrem Vizsla eine Blutspende in Erwägung ziehen.
Janina: Ja, das hoffe ich auch. Denn wie toll ist es bitte, wenn der eigene Hund zu einem echten Lebensretter wird?
Ihr möchtet noch mehr über das Blutspenden mit dem Vizsla erfahren und habt Fragen an Janina und ihre Syrinx? Ihr könnt die beiden über ihr Instagramprofil @jani_und_syrinx erreichen. Dort findet Ihr auch ein entsprechendes Story-Highlight mit einem Q&A.
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